Smarthome für Starter (Teil 1)
Was ist ein Smarthome und welche Unterschiede gibt es?
Zuerst sollte der grundsätzliche Aufbau eines Smarthome geklärt werden.
Jedes Smarthome muss zwangsläufig aus 3 Komponenten (mindestens) bestehen.
- Heimautomatisierungssystem – Dieses dient zumeist zum Verknüpfen mehrerer Geräte
- Aktoren – Aktoren verrichten am Ende “Arbeit”
- Sensoren – Sensoren nehmen die Umgebung war und lassen das Smarthome auf diese veränderungen reagieren.
1. Heimautomatisierungssysteme
Heimautomatisierungssysteme bilden die Basis eines Smarthome. Sie
unterscheiden sich mittlerweile lediglich durch den endgültigen
Anbieter, dem Funktionsumfang und des Hosting Typs.
Von hinten
angefangen sehen wir den Hauptunterschied, welcher sich während der
Benutzung am meisten bemerkbar machen kann. Der Hosting Typ muss
zwangsläufig von vornherein klargestellt werden.
Der Hostingtyp kann am Ende 2 Typen annehmen:
- On Premise
- Cloud
Ob das Smarthomesystem in der Cloud arbeitet oder Lokal (On-Prem),
ist während der normalen Benutzung zumeist egal (Erlebnistechnisch).
Beide Systeme funktionieren und können mehrheitlich auch die selben
funktionen bieten.
Jedoch sollten die jeweiligen Vor- und Nachteile der Systeme betrachtet werden, auf die ich im folgenden eingehen werde.
1.1 Lokale Heimautomatisierung
Lokale Heimautomatisierung bedeutet nichts weiter, als das die
gesamte Logik, welche zur Steuerung des Systems erforderlich ist, auf
einem System innerhalb des selbst verwalteten Netzwerks steht (zumeist
im eigenen LAN (am Router angeschlossen)).
Für die Verwendung von
Grundfunktionalitäten ist somit kein Internet nötig. Um dies zu
erreichen, wird zumeist eine kleine Box oder ein Server innerhalb der
Wohnung / des Hauses aufgestellt, welche eine Steuerungssoftware laufen
lässt (z.B. Home Assistant, Open HAB, Domoticz und andere. Es gibt aber auch Anbieter, die direkt alles liefern z.B. Loxone, GIRA oder wibutler).
Die Vorteile und Nachteile müssen dabei immer persönlich betrachtet werden. Hier gibt es keine allgemeine Lösung, die für jeden passt.
Vorteile
- Daten sind lokal verfügbar (auch bei einem Internet Ausfall, können Automatisierungen laufen und das System kann die Geräte erreichen und steuern
- Keine Abhängigkeit von Herstellern (wenn eine komplett losgelöste Steuerungssoftware wie Home Assistant eingesetzt wird)
- Die Leistung kann Individuell den Bedürfnissen angepasst werden
- Aufgrund der kurzen Kommunikationswege ist die Latenz geringer
- Zumeist gibt es mehr Möglichkeiten 3rd Party Systeme einzubinden
- Je nach Konfiguration ist das System komplett vom Internet abgeschottet, was unbefugtes Eindringen erschwert
- Je nach Steuerungssoftware kann eine riesige Produktpalette verwendet werden (keine Herstellerbindung)
Nachteile
- Die Wartung muss man selbst übernehmen (Updates, Systempflege, Reparaturen, etc.)
- Es muss eine ordentliche Backup Strategie vorhanden sein, um bei Schäden die Dienste wiederherstellen zu können
- Es wird zumeist ein wenig Wissen vorausgesetzt. Einarbeitung inkl. steiler Lernkurve zwangsläufig vorhanden
- Zeitaufwand relativ groß
- Kosten für Hardware und Strom müssen mit einkalkuliert werden
Die obigen Nachteile sind in jedem Fall erstmal schwer zu verdauen,
gerade wenn es um Backups geht, sind die wenigsten sonderlich
interessiert. Weiterhin erfordert ein lokales System deutlich mehr
Arbeit, als eine Cloud Lösung. Auch Folgeschäden durch Updates müssen
berücksichtigt werden. Wie schnell ist es geschehen, dass nach einem
Update Systeme nicht mehr funktionieren, weil die andere Software kein
Update erhalten hat und man selbst diese Information nicht kannte…
Diese Liste bezog sich jedoch auf reine Softwarelösungen.
Wenn
man ein Smarthome System einkauft, z.B. Loxone, dann fallen Nachteile
wie Updateunsicherheiten, Backups usw. natürlich großteilig weg. Die
jeweiligen Hersteller haben dafür eigene Systeme, die sich jedoch in dem
erhöhten Preis wiederspiegeln.
Da ich dieses Thema jetzt angeschnitten habe, tauchen wir auch hier noch kurz ein: Was ist der Unterschied zwischen einem Software Smarthome, welches nur die Steuerungszentrale bietet (z.B. Home Assistant) und einem eingekauften Smarthome Komplettpaket (z.B. Loxone).
Zuerst sollte man natürlich ganz klar den Preis betrachten. Wenn wir
jetzt nur von der reinen Steuerzentrale ohne jegliches Zubehör wie
Lampen, Schalter usw. ausgehen, dann können wir eine Software wie
Homeassistant problemlos auf einem Raspberry PI 4 betreiben, bei den
derzeitig explodierenden Preisen (Stand 2022), können wir von ca. 100€
ausgehen. Dafür ist jedoch auch ein günstiger Mini PC mit mehr Leistung
drin. Alternativ kann auch ein Notebook oder ähnliches verwendet werden.
Sobald wir die Hardware haben, sind wir fertig und können alles machen,
von Licht, über Sicherheitstechnik, bishin zu Multimedia Steuerung.
Im
Vergleich zu Loxone, starten wir bei 495€ – 620€ für den Miniserver
(Compact), welcher für die Grundsteuerung unerlässlich ist. Dazu kommen
noch eventuelle Erweiterungen für Relais usw. welche deutlich teurer
sind, als zum Beispiel ein I2C Modul für ein Raspberry Pi.
Preislich ist daher eine eingekaufte Komplettlösung deutlich teurer.
Jedoch sollte man hier erwähnen, dass es sich dafür auch um eine
komplett Lösung handelt. Bei Loxone ist es möglich, alles von einem
Hersteller zu erhalten und auch machen zu lassen. Die Komponenten sind
entwickelt worden um miteinander zu funktionieren. Es gibt
professionelle Einsatzteams, welche alles anbauen und konfigurieren.
Einen technischen Support, an den man sich wenden kann und grundsätzlich
alle Annehmlichkeiten, welche eine AllFromOne Lösung so mit sich
bringt.
Der Nachteil ist natürlich ganz klar, der Hersteller Zwang.
Loxone hat zwar Schnittstellen zu anderen Systemen, jedoch sind diese
vom Hersteller ausgewählt und wenn es das gewünschte Produkt nicht mit
der passenden Schnittstelle gibt, muss entweder teuer beim Hersteller
eingekauft werden, oder im schlechtesten Fall auf eine Funktionalität
verzichtet werden.
Was einem am Ende besser gefällt ist Geschmackssache und definiert sich natürlich auch über den Willen, wie viel Geld in ein solches System gesteckt werden soll. Systeme wie Loxone machen alles für den Benutzer inkl. Einbau und Programmierung. Man kann grundsätzlich auch selber Anpassungen vornehmen, jedoch ist dies nur mit Herstellerbezogener Software möglich und auch die Community ist zumeist kleiner, es gibt aber natürlich einen Kundenservice der ggf. helfen kann. Ein System wie Home Assistant hat eine riesige Community, hier gibt es aber keinerlei garantierten Support. Man kann in Foren fragen bzw. hier und da gibt es Dienstleister, dies steht aber nicht in Relation zu einem Unternehmen, was die eigene Lösung entwickelt und vertreibt und dementsprechend gut kennt.
1.2 Cloud Systeme
Die mit Abstand günstigesten Produkte auf dem Markt sind sog. Cloud
Steuerzentralen. Hier wird sich ein kleines Gerät an den Router geklemmt
(z.B. SilverCrest Bridge, Tuya Bridge, uva.). Diese steuern die lokalen
Geräte zum Beispiel auf Basis von ZigBee und senden die Daten an den
jeweiligen Hersteller oder Plattformbetreiber. Hier muss jedoch gesagt
werden, dass dies nicht immer so sein muss. Es gibt auch Cloud Geräte,
welche nach der Registrierung komplett lokal arbeiten können. Es gibt
andersherum auch Geräte (z.B. Smarte Überwachungskameras), welche
zumeist auf Internet angewiesen sind und nicht ordentlich funktionieren,
wenn die Internetverbindung wegbricht…
Die Systemart “Cloud” ist
jedoch mit Abstand am einfachsten und gleichzeitig günstigsten. Der
Hersteller liefert alles vom Produkt bis zur Plattform und diese wird
für den Benutzer administriert.
Einzig die Einrichtung muss der Käufer selber übernehmen, wobei es auch dafür Dienstleister gibt…
Vorteile
- Sehr günstige Hardware
- Unendlich viele Produkte verfügbar (ggf. aber nicht miteinander kompatibel)
- Einfache Bedienung und Einrichtung
Nachteile
- Keine Datengewalt – was mit den Daten passiert kann nie mit Sicherheit gesagt werden. (Siehe Bsp. Eufy)
- Diese Systeme sind zumeist günstig gebaut und sind daher nicht besonders gut abgesichert (siehe IoT Botnets)
Fazit
Ein Smarthome zu haben, mag sich nach einer schönen und einfachen
Sache anhören, aber bereits ganz zu Anfang müssen wichtige
Entscheidungen getroffen werden, welche sowohl die späteren Kosten, den
Eigenaufwand und die Implementierung beeinflussen.
On Premise
Systeme sind meine persönliche Wahl, da ich meine Daten bei mir haben
möchte. Hier kann man sich noch entscheiden, ob man auf eine “All in
One” Lösung setzen möchte und dementsprechend auch bereit ist, die
genannten Nachteile inkauf zu nehmen und auf den Hersteller ggf.
angewiesen zu sein. Dafür hat man aber natürlich auch die ganzen
Komfortvorzüge. Alternativ kann man auf z.B. Home Assistant setzen und
kann auf eine riesige Community schauen, mit vielen talentierten
Menschen, die einem helfen und täglich neue Plugins, welche man ggf.
auch selber schreiben kann. Für diese Freiheit tauscht man aber auch
viel Zeit ein. Ob es das einem selber Wert ist muss man für sich
entscheiden.
Zuletzt gibt es noch die Cloud Lösungen, welche für
mich aber keine wirkliche Lösung darstellen. Zum Nachrüsten für die RGB
Lampe im Wohnzimmer mag das wohl nett und komfortabel sein. Mein
derzeitiges Smart Home als Beispiel mit 93 angebundenen Geräten, würde
ich aber nicht mit einer solchen Lösung betreiben wollen. Davon
abgesehen würde dies aber auch nicht funktionieren. Eine Bridge von z.B.
Tuya kann 50 ZigBee Geräte steuern. Derzeit habe ich 65 und bräuchte
dafür also 2 Stück. Dazu kommen eigene Erweiterungen zu meinen
Virtualisierern und NAS Systemen. Dies wäre mit einer solchen Lösung
nicht möglich. Der Einstieg ist mit einer solchen Cloud Lösung aber
super gemacht und für sowas auch klar zu empfehlen, wenn man nur ein
wenig reinschnuppern möchte.
In den folgenden Teilen werde ich mich weiter mit dem Thema Smarthome Komponenten beschäftigen. Nach und nach wird dadurch ein großes Kapitel abgehandelt. Alles in einen Beitrag zu pressen, würde werder beim Lesen Spaß bringen, noch Informativ sein.
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